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ASM Broschuere 2011

Wir sind Hamburger Die Geschichte türkischer Migranten in Deutschland und Hamburg „Die Türken kommen – rette sich, wer kann“, titelte der Spiegel 1973. Wenige Monate später verfügte die Bundesregierung aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten einen Anwerbestopp für ausländische Arbeitnehmer. Bis dahin forderten deutsche Unternehmer etwa 710.000 Arbeitskräfte aus der Türkei an. Die Arbeitszeitverkürzung auf 45 Stunden, verlängerte Ausbildungszeiten, der Bau der Mauer und der Eintritt geburtenschwacher Jahrgänge ins Erwerbsleben führten zu einem Arbeitskräftemangel. Deshalb wurde 1961 das „Abkommen zur Anwerbung türkischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt“ mit der Türkei geschlossen, später auch Verträge mit Ländern wie Portugal und Tunesien. Die „Gastarbeiter“ sollten die Lücken auf dem Arbeitsmarkt kurzfristig schließen. Das entsprach auch den Erwartungen der Einwanderer, denn die meisten beabsichtigten, nach wenigen Jahren in ihre Heimat zurückzukehren und sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Doch viele blieben, holten die Familie nach und ließen sich dauerhaft in Deutschland nieder. In den siebziger Jahren bevorzugten sie bestimmte Wohngebiete wie Hamburg-Wilhelmsburg. Standen Einwanderer der ersten Generation noch vorwiegend als ungelernte Arbeiter an Fließbändern von Autobauern oder Unternehmen der Metallindustrie, machten sich seit Anfang der achtziger Jahre immer mehr Türken selbstständig. Zunächst überwiegend in der Lebensmittel- und Gastronomiebranche, später auch in anderen Bereichen. Nach Angaben des Zentrums für Türkeistudien hat sich die Zahl der türkischen Unternehmer zwischen 1998 und 2005 von 51.000 auf 64.600 erhöht, zunehmend auch in von Deutschen dominierten Bereichen als Ärzte, Rechtsanwälte oder Makler. Von den im Jahr 2010 knapp 93.000 in Hamburg lebenden Türken sind rund 4000 selbstständige Unternehmer in nahezu allen Branchen. Viele der Älteren hoff en darauf, dass ihre Kinder einmal die Familienbetriebe übernehmen werden, weil sie im Rentenalter in die Türkei zurückkehren möchten. Andere wiederum sehen in einem zukünftigen EU-Beitritt die Chance, auch in der Türkei Geschäfte machen zu können – von Deutschland aus. Häufi g hatten die Kinder der Einwanderer jedoch ganz andere Pläne und absolvierten lieber ein Studium oder eine Ausbildung, als den elterlichen Betrieb fortzuführen. Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V. c/o Handelskammer Hamburg www.asm-hh.de Netzwerk „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) 19_ASM-Plakat_25Prozent_2011 19 20.09.2011 15:43:18 Uhr Wie alles begann … 7


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